Hab mal wieder eine neue Rubrik hinzugefügt, nämlich "Stories". Da sollen in Zukunft ab und zu ein paar selbst geschriebene kurze Geschichten rein, denn hin und wieder lassen sich verschiedene Gedanken und vor allem Stimmungen besser in fiktiven Bildern ausdrücken als in einem normalen Tagesbeitrag. Auch manche nächtlichen Traumbruchstücke kann ich so vielleicht besser festhalten, wenn sie in eine kleine "Handlung" gerahmt werden können... Tja und nicht zuletzt sind mir auch schon oft einfach ein paar fantasievolle "Geistesblitze" verlorengegangen, weil sie nie den Weg aus dem Köpfchen aufs Papier oder ins Textdokument gefunden haben :-)
Naja, wie auch immer, einfach mal sehen, was so zusammenkommt. Würde mich natürlich auch interessieren, was ihr so zu den Texten denkt und wie sie euch gefallen, hinterlasst also ruhig eure Kommentare, Lob und gerne auch Kritik ;-)
MissYazz - 18. Mai, 23:42
Es war schon dunkel geworden, manchmal wunderte sie sich darüber, wie schnell so ein Tag verging, auch wenn inzwischen der Frühling Einzug gehalten hatte und die Tage schon wieder deutlich länger wurden. Kurz hob sie den Kopf, schaute aus dem Fenster, durch das das Licht der Straßenlaterne vor dem Haus ins Zimmer schien und fragte sich, wo wieder einmal die Zeit geblieben war.
Mit einem leichten Seufzer lies sie sich zurückfallen auf ihrem kleinen Sofa vor dem Wohnzimmertisch, an dem sie die letzten Stunden verbracht hatte, in eigentlich sinnloser Beschäftigung mit dem PC und in den Weiten des Internets streifend, ohne konkretes Ziel, ohne wirklich etwas bestimmtes zu suchen.
'Schon merkwürdig, wie schnell trotzdem die Zeit vergehen kann, obwohl man doch eigentlich gar nichts fesselndes getan hat' überlegte sie... und ihre Gedanken schweiften ab: Schon wieder waren wir mitten im Frühling, dabei kam es ihr vor wie maximal letzte Woche, als noch Sylvester war, das sie dieses Jahr sehr ruhig und ohne großen Aufwand zuhause verbracht hatte... verging die Zeit wirklich in den letzten Jahren immer schneller?... Wo sind die ganzen Jahre aufeinmal geblieben?... Wie war das noch als Kind, als man das Jahr noch in Geburtstag und Weihnachten einteilte und die 12 Monate von einem zum nächsten wie eine unüberbrückbare Ewigkeit erschienen... Macht es das Alter, dass die Zeitqualität eine andere geworden ist? Und wenn ja, wie wird das dann erst in nochmal 20 oder gar 30 Jahren aussehen?
Wieder seufzte sie, erhob sich dann entschlossen vom Sofa und ging hinüber in den kleinen Flur, wo die Garderobe an der Wand hing, griff nach ihrem leichten Mantel, schlüpfte hinein und steckte noch ihren Schlüsselbund und die Zigaretten ein, um dann langsam die Wohnungstür zu öffnen und hinaus in den Hausflur zu treten.
2 Treppen nach unten, sie führten zur Haustür. Ihr kam in den Sinn, wie sie als Kind fast jeden Tag die Stufen gezählt hatte, nur um im nächsten Moment das Ergebnis wieder zu vergessen. Unwillkürlich musste sie schmunzeln, denn sie stellte fest, dass sie auch heute noch nicht wusste, wieviele es waren.
Sie trat durch die Haustür ins Freie, die Luft war angenehm, wenn auch noch etwas feucht, es musste bis kurz vorher geregnet haben. An der Strassenlaterne blieb sie stehen, zündete sich eine Zigarette an und schaute dabei hinüber auf die andere Strassenseite, auf die Mauer, ca. 2 Meter hoch, die einen Wall einfasste, auf dem direkt die Gleise der Eisenbahn verliefen. Oftmals, wenn Besuch kam, wurde sie gefragt, wie sie den Lärm der vorbeirauschenden Züge nur tagtäglich aushalten würde, doch sie konnte sich gar nicht daran erinnern, dass die sie jemals gestört hätten. Man gewöhnte sich schließlich mit der Zeit an fast alles und nahm es irgendwann gar nicht mehr wahr.
Sie wandte sich nach rechts und ging langsam die Straße hinunter, vorbei am Nachbarhaus, in dem früher die dicke "Plumpskuh" gewohnt hatte mit ihrem Sohn Hans-Peter, der ihr als Kind mit eher geringem Erfolg versucht hatte, das Fahrradfahren beizubringen... für manche Dinge besaß sie eben kein Talent...
Nach ein paar weiteren Metern blieb sie kurz stehen, zog an ihrer Zigarette und schaute die Einfahrt hinunter, die zu dem Hof führte, auf dem früher ihr Vater seine Garage hatte. Wenn Daddy am Wochenende an den Autos herumschraubte, hatte sie damals oft mit Ramona im Hof gespielt, der Tochter des Besitzers, von dem die Garage gemietet war und den sie eigentlich nie nüchtern gesehen hatte.
Ein paar Häuser weiter führte eine kleine Treppe hinab zu einer etwas düsteren Kellerkneipe, die erste, die sie in ihrem Leben betreten hatte, als ihr Vater einmal nach einem Spaziergang mit ihr noch schnell ein Bierchen für den Heimweg trinken wollte.
Und dann endete die Straße auch schon, mündete in die Hauptstraße dieses Ortsteils, sie überquerte sie und durchschritt die Grünanlage auf dem Bahnhofsvorplatz. Früher einmal konnte man in der Gaststätte dort sehr gut essen. Ob das heute noch so war, vermochte sie nicht zu sagen.
Sie wandte sich nun nach links und ging an der Bäckerei vorbei, wo damals Frank und später auch Stephanie ihre Ausbildung gemacht hatten, vorbei an der kleinen Sparkassenfiliale, die vor einiger Zeit in eine reine SB-Geschäftsstelle umgewandelt worden war.
Ihr Weg führte sie weiter, vorbei an dem Blumenladen... Dort hatte sie einmal vor einigen Jahren 20 weisse Lilien für einen besonderen Anlass bestellt und diese Bilder kamen ihr nun wieder in den Sinn... mit einem energischen Kopfschütteln schob sie sie beiseite und setzte ihren Weg fort.
Noch einige nichtssagende Häuserfronten, die Strassenbahnhaltestelle, um die Ecke in die Nebenstrasse hinein... sie musste nur noch einige Schritte gehen, um zwischen den beiden Dachstühlen hindurchschauen zu können, im richtigen Blickwinkel...
In dem Zimmer hinter dem kleinen Dachfenster brannte noch Licht, sie wusste noch genau, wie es dahinter aussah und der Gedanke tat ihr gut.
Es war sicher nie das Zimmer, was einer pflichtbesorgten Mutter Ströme der Begeisterung entlockt hätte, dafür herrschte eigentlich immer ein kleiner aber sympathischer Touch zuviel Chaos. Sie dachte an den Spiegel an der Wand über der ausziehbaren Schlafcouch, der stets so aussah als könnte er mal wieder poliert werden, den mit vielen angepinnten Bildern versehenen Kleiderschrank, der grundsätzlich zu klein für all die Klamotten war, daneben der kitschige pinkfarbene Wäschepuff, der nie leer, aber dafür manchmal übervoll war, den riesigen Kerzenleuchter mitsamt den Wachsflecken auf dem Teppich zu seinem Fuß, den silbernen Papierkorb mit der Aufschrift "Posteingang" neben dem Schreibtisch, auf dem der große Monitor für den PC thronte wie ein König, der über sein Reich wachte, umgeben von unzähligen Tabaks- und Brotkrümeln und bewacht von zwei tapferen Gefolgsleuten, dem übervollen Aschenbecher und der albernen Kuhtasse, die an einigen Stellen schon in Mitleidenschaft gezogen war.
Es tat ihr gut, das Licht in diesem Fenster zu sehen und zu wissen, sie war daheim. Sie würde vielleicht nie wieder unten an der Tür anschellen, die knarrigen Stufen hinauf bis unters Dach steigen, nie wieder mit ihr zu lauter Musik wild durch den Raum tanzen, nie wieder mit ihr vor diesem übervollen Kleiderschrank Klamotten anprobieren, nie wieder mit ihr über die Männerwelt rätseln und sich mit ihr gegenseitig trösten, wenn es einer von ihnen grade schlecht ging...
Aber sie würde sicher immer noch ab und zu abends vor ihrem Haus stehen, zu ihrem Fenster raufschauen, nach dem Licht aus dem Zimmer Ausschau halten und sehen, dass sie da ist.
© MissYazz (Mai 2008)
MissYazz - 18. Mai, 21:33
Wetter: ziemlich bewölkt und etwas kühl, aber wenigstens kein Regen mehr
Laune: nachdenklich und irgendwie verträumt
Letztes Essen: ein paar Waffeln
Letztes Getränk: Kaffee
Gesundheit: alles soweit OK
Beschäftigung: rauchen, Kaffee trinken und diesen Beitrag hier schrieben^^
TV: aus
Letzter Lesestoff: Internetforen
Aktuelle Musik: das Album "In einer Nacht Gewesenes" von Adversus
Outfit: schwarze strumpfhose, schwarzes Minikleid, schwarze Plateauschuhe
Frisur: Pferdeschwanz
Tageswunsch: Eine Antwort auf eine Frage zu bekommen...
Grüsse: an alle die mich kennen und (trotzdem ?) ehrlich gern haben, den netten neuen Nachbarn, den ich vorhin im Treppenhaus getroffen habe *zwinker, und einen besonderen an C. ( bin stolz auf dich, dass du durchgehalten hast... und du siehst ja, dass alles genau so gekommen ist, wie wir es vermutet haben)
Tageshoroskop:
- Sie bekommen heute eine letzte Aufforderung in Ihren Beziehungen aufzuräumen. Das gilt sowohl für Ihre Liebesbeziehung als auch für Ihre familiären und freundschaftlichen Beziehungen. Packen Sie es an.
- Es stehen einige Entscheidungen an, die Ihren Mut und Ihre Entschlossenheit benötigen. Schieben Sie sie nicht unnötig hinaus und handeln Sie zügig. Nicht durch äußere Umstände ablenken lassen.
- Eine Auszeit in den eigenen vier Wänden ist heute keine schlechte Idee. Lassen Sie einfach in aller Ruhe die Seele baumeln und sperren Sie den Alltagsstress einfach aus. Wellness-Urlaub zuhause.
- Tagesfarbe: Rot macht Sie mutiger und hilft Ihnen sich zu konzentrieren.
MissYazz - 18. Mai, 16:08
Kurzer Hinweis an alle, die meine Mailaddy "missyazz@xemail.de" noch haben: Die habe ich eben gelöscht, der Anbieter ist mir einfach zu langsam und unzuverlässig geworden, also bitte da nichts mehr hinschicken, die gibts nich mehr.
Diejenigen, die es betrifft, bekommen ne Mail von mir von der neuen Addy aus. Falls ich wen vergessen sollte und ihr nichts von mir bekommt, einfach nochmal melden, manchmal ja etwas schusselig bin ;-))
MissYazz - 18. Mai, 00:04